Die Votivkirchen der Natisone-Täler

aus Chiesette votive da S. Pietro al Natisone a Prepotto


Tarcisio Venuti
ed.
La Nuova Base 1985


Im Gebiet der Natisone-Täler und des Judrio-Tals gibt es zahlreiche Votivkirchen. Die Architektur dieser Gebäude geht auf das 15. und 16. Jahrhundert zurück. Die Kirchen stehen oft auf Anhöhen, auf halber Höhe eines Vorsprungs, in der Nähe mittelalterlicher Ruinen und nur selten in der Nähe von Dörfern. Normalerweise befinden sie sich in abgeschiedenen Gebieten weitab der Ortschaften, da das Gebiet bereits in den ersten Jahrhunderten des Christentums Schauplatz von Invasionen gewesen ist, weshalb man Positionen suchte, die vor Plünderungen geschützt waren.


Es sei daran erinnert, dass der Begriff "Votiv-" fast immer fälschlicherweise benützt wird, zumindest in der Bedeutung, die wir diesem Begriff heutzutage beimessen. Auf den Pastoralbesuchen werden diese Kirchen denn auch als Feld- oder Alpenkirchen bezeichnet.
Der Architektur dieser Kirchen sieht man den transalpinen Einfluss an, insbesondere den der slowenischen Gotik, die die sogenannten Meister von Škofja Loka verkörperten, vor allem Andrea aus Škofja Loka, der in erster Linie dafür bekannt ist, dass sein Name mit der Höhlenkirche von San Giovanni d´Antro verbunden ist.


Ihr Hauptmerkmal ist die Decke der Apsis, die von tragenden Mauern gestützt wird, die in einem unregelmäßigen Polygon angeordnet sind, manchmal ist es durch Rauten mit Rippen aus Stein oder Stuck unterteilt, die sich netzartig verflechten.


Erwähnenswert sind die Kirchen auch aufgrund eines anderen künstlerischen Elements von großer Bedeutung: die vergoldeten Holzaltäre aus dem 17. und 18. Jahrhundert mit den üppigen Verzierungen, die in den Werkstätten in Karfreit (zlati oltar) hergestellt wurden. In den Barockjahrhunderten waren diese Künstler auch im Cividaler Raum tätig.


Ein umfassender Überblick über das historische Kunsterbe der Natisone-Täler.

Die Kirche S. Giacomo Apostolo

san giacomo

Biacis - Pulfero


Die Kirche San Giacomo gilt als Burgkirche der Burg von Antro, die sich in der Nähe befand, und stammt aus dem 12.-13. Jahrhundert. Der aktuelle Bau ist aus dem frühen 16. Jahrhundert (1520) mit Restaurierungen aus dem Jahr 1753.
Höchstwahrscheinlich wurde die Kirche nach den Erdbeben der Jahre 1511-13 wieder aufgebaut.

Die Kirche S. Giovanni Battista

antro

Antro - Pulfero


S.Giovanni Battista: Auf einer Höhe von 348 Metern über dem Meeresspiegel, nahe einer Felswand, befindet sich in einer suggestiven und malerischen Landschaft der berühmte Wallfahrtsort der Höhle Antro, das wichtigste historische und religiöse Naturdenkmal der Natisone-Täler. Die Höhle S. Giovanni d´Antro ist nicht nur wegen ihrer speläologischen Bedeutung, sondern auch wegen der künstlerischen Bedeutung nennenswert. Die Höhle - eine Klause aus der langobardischen Epoche - wurde bereits 888 in einer frühchristlichen Schrift erwähnt. Auch die Kirche S. Battista ist ein Werk des Meisters Andrej von Lach, der 1477 mit dem Wiederaufbau der früheren Kirche aus dem 12.-13. Jahrhundert begann. Der Holzaltar aus dem frühen 18. Jahrhundert, der sich in der Höhle befindet, ist das Werk des Meisters Bartolomeo Ortari aus Karfreit.

Die Kirche S. Bartolomeo

S.Bartolomeo

Vernasso - S. Pietro al Natisone


Die aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts stammende Kirche befindet sich im Ortsteil von Goregnis, wenige hundert Meter vom Ortsteil Vernasso entfernt. Anhand eines Malereizyklus, der während der jüngsten Restaurationsarbeiten zum Vorschein kam, kann die Erneuerung des Presbyteriums auf die Zeit um 1530 datiert werden, da die Fresken von Jernej von Loka (Bartolomeo von Škofja Loka) stammen, der zu jener Zeit in diesem Gebiet tätig war. Im Chor steht ein Holzaltar mit komplexer Architektur aus dem Jahr 1689, der von dem großartigen Schnitzer Bartolomio Ortari (Jernej Vrtav) aus Karfreit stammt.

Die Kirche S. Quirino

S. Pietro al Natisone


Sobald man die Ortschaft S. Pietro al Natisone erreicht, sieht man die Kirche S. Quirino, die älteste der Pfarrei, die auf den Ruinen einer vorgeschichtlichen Nekropolis erbaut wurde. Die Kirche S. Quirino wurde 1250 gegründet, der Markt der Ortschaft wird erstmals 1254 erwähnt.
Nahe dieser Kirche tagte die Arengo, die Versammlung, der friaulischen Slavia.
Die Decke ist netzartig mit dekorativen Elementen verziert. An den Graten befinden sich Relieffiguren oder Heiligenbilder.
An den Graten kann man unter anderem zwei Schilde mit dem Wappen der Stadt Cividale oder der Gastaldia d´Antro erkennen.

Die Kirche S. Antonio Abate

clenia

Clenia - S. Pietro al Natisone


Die Kirche S. Antonio Abate steht in Clenia, dem ersten Dorf, dem man hinter Azzida auf der linken Seite der Straße, die nach Savogna führt, begegnet. Erbaut wurde die Kirche wahrscheinlich im 14. Jahrhundert. Nach den Erdbeben der Jahre 1511-1513 wurde die Apsis nach den Regeln der Schule des Meisters Andrea von Škofja Loka wieder aufgebaut. Der Altar gehört zur Gruppe der goldenen Altäre (zlati oltar).

Die Kirche S. Mattia Apostolo

Costne

Costne - Grimacco


Costne ist ein Ortsteil der Gemeinde Grimacco, der im oberen Becken des Baches Cosizza liegt. In diesen Ortsteil gelangt man über eine kurvige Straße, die in der Ortschaft Clodig beginnt. Die Kirche, die auf einer Anhöhe steht, stammt wahrscheinlich aus der spätrömischen Zeit (14.-15. Jahrhundert) und wurde im frühen 16. Jahrhundert nach den Erdbeben der Jahre 1511-13 wieder aufgebaut. Weitere Umbauten wurden im Laufe des 18. und 19. Jahrhunderts vorgenommen. Das heutige Drillingsfenster des Glockenturms stammt aus jüngerer Zeit.

Die Kirche S. Antonio di Bergagna

merso

Merso di Sopra - S. Leonardo


Sie steht auf dem Gipfel eines kleinen Rückens des Abhangs, der das Cosizza-Tal nahe des Ortsteils Merso di Sopra vom Erbezzo-Tal trennt. Die Kirche war Sitz der Gerichtsbank von Merso, die mit der Gerichtsbank von Antro die sogenannte Arengo, die Versammlung, bildete. Im Kapitulararchiv von Cividale wird die Gründungsurkunde der Kirche vom 11. Februar 1441 aufbewahrt. Aus den Unterlagen bezüglich der Erbauung geht hervor, dass das Grundstück, auf dem das Gebäude steht, zum Hoheitsgebiet des Klosters S. Maria in Valle in Cividale gehörte. Im Inneren befinden sich einige Fragmente von Fresken aus dem 15. Jahrhundert, die jedoch während der Restaurationsarbeiten im Jahr 1795 stark beschädigt wurden.

Die Kirche S. Lucia Vergine e Martire

cravero

Cravero - S. Leonardo


Von Merso di Sopra aus gelangt man über eine steile, kurvige Straße in den Ortsteil Cravero, an dessen Ende die Kirche S. Lucia steht. Ihre Erbauung geht auf das Jahr 1454 zurück. Nach den verheerenden Erdbeben der Jahre 1511-13 wurde sie wieder aufgebaut. Die Decke der Apsis verfügt über ein Rippennetz mit Scheitelsteinen in der Form von Schilden und Rosetten und ist gänzlich mit Fresken bedeckt. Der Zyklus wird dem Maler Jernej aus Škofja Loka (Jernej iz Loke) oder einem seiner Schüler zugesprochen. Der üppig verzierte goldene Altar aus dem 18. Jahrhundert ist das Werk von Lukas Scharf.

Die Kirche S. Nicolò

jaininch

Jainich - S. Leonardo


An der Panoramastraße, die von Castelmonte nach Tribil di Sopra führt, steht die Kirche S. Nicolò. Es ist eine sehr alte Kirche, die aus dem 13. Jahrhundert stammt. Ihre Gründung kann genau auf das Jahr 1294 datiert werden. Es handelt sich um eine romanische Kapelle, die 1450 in gotischem Stil erweitert und dann 1525 oder 1526 nach den Erdbeben der Jahre 1511-13 wieder aufgebaut wurde. Rund um 1700 erhielt sie ihre aktuelle Form mit dem Zusatz der Vorhalle. Während der Restaurationsarbeiten 1959 wurden drei Reliquienbehälter aus Terrakotta gefunden, die aufgrund der Siegel der Weihbischöfe von beträchtlichem historischem Wert sind.

Die Kirche S. Tomaso Apostolo

codromaz

Codromaz - Prepotto


Im Judrio-Tal steht im Ortsteil Codromaz die Kirche S. Tomaso. Ihre erste Erbauung geht wahrscheinlich auf das Jahr 1480 zurück. Rund um 1530 wurde sie nach den Erdbeben der Jahre 1511-13 mit dem Zusatz der Apsis wieder aufgebaut. Die Außenfassade wurde einige Jahrzehnte später erneuert; gleichzeitig wurden der Bogengang und das Zwillingsfenster des Glockenturms entfernt. Das Presbyterium ist polygonal und verfügt über Rippen und einen spitzen Triumphbogen.

Die Kirche SS. Pietro e Paolo

Albana - Prepotto


Die Erbauung der Kirche geht auf das späte 15. Jahrhundert zurück, obwohl davon ausgegangen wird, dass es dort bereits im 14.-15. Jahrhundert eine Kirche gab. Das ergibt sich logischerweise aus dem Bestehen der Ortschaft, in der sie erbaut wurde. Die Kirche wurde in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts nach den Erdbeben der Jahre 1511-13 durch die Erneuerung des Chors in slowenischem Stil nach der Art der Meister von Škofja Loka und die zahlreichen Statuen radikal verändert. Diese Stilelemente sind in dieser Form einzigartig in der Gegend. Von großem Interesse ist der Holzaltar, dessen stilistische Ausrichtung an die slowenische Schule der zlati oltar, der goldenen Altäre, erinnert. Es handelt sich wahrscheinlich um eine Görzer Anfertigung. Im 18. Jahrhundert wurde die Kirche erneut restauriert.

Die Kirche S. Pietro Apostolo

chiazzacco

Chiazzacco - Prepotto


S. Pietro di Chiazzacco ist ein Ortsteil, der sich über den Hang der Anhöhe erstreckt, die sich zwischen dem Judrio-Tal und dem Chiarò-Tal befindet. Dieser Ort wird bereits 1178 mit dem Namen Casago erwähnt. Die Kirche ist sehr antiken Ursprungs, da die Verehrung des Apostels Peter bereits nach dem Jahr 1000 beginnt. Es könnte also die älteste Kirche der Gegend sein. Das heutige Gebäude geht auf die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts zurück. Beachtliche Fresken slowenischer Schule aus dem 15. Jahrhundert verzieren das Gewölbe und die Wände des Presbyteriums sowie die Triumpffassade.

Die Kirche Santi Ermacora e Fortunato

Cialla - Prepotto


Cialla ist ein kleines Dorf im Tal des Baches Chiarò, das bereits 1203 mit dem Namen Ciala erwähnt wurde. Am Ende des Dorfes steht die Kirche Santi Ermacora e Fortunato, deren Erbauung auf das Ende des 14. Jahrhunderts oder das frühe 15. Jahrhundert zurückgeht. Sie wurde nach den Erdbeben der Jahre 1511-13 restauriert und erhielt Anpassungen im slowenischen Stil. Seit ihrer Gründung gehörte sie zur antiken Pfarrei S. Martino in Cividale. Die Verehrung der Schutzheiligen des Patriarchats von Aquileja geht im Friaul weit in die Vergangenheit zurück.


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